Ob es uns gefällt oder nicht: Jedes Unternehmen, bei dem wir online einkaufen, sammelt Daten über uns. Und je öfter wir dort einkaufen, desto mehr Daten sind es. Name, Adresse, Geschlecht sowieso, und dann noch – basierend auf unseren Käufen – viele Informationen über unsere persönlichen Interessen und Vorlieben. Als Marketing-Mann, aber auch als Kunde, finde ich das ehrlich gesagt gar nicht so schlimm. Denn im Idealfall ist das Unternehmen nun in der Lage, mir Angebote zu machen, die speziell auf meine Bedürfnisse zugeschnitten sind. Das bringt für beide Seiten Vorteile: Ich ärgere mich nicht über Werbung für Produkte, die nichts mit mir zu tun haben, und das Unternehmen vermeidet Streuverluste und kann gezielter und damit erfolgreicher werben. So richtig fuchsig werde ich aber, wenn Unternehmen die vorhandenen Daten nicht oder falsch nutzen. Da wird ganz einfach eine ganz große Chance vertan, dem Kunden einen echten Mehrwert zu bieten. Und wir reden hier nicht über Onkel Ottos Imbissklause oder über Jupp Schmitz seine Malerwerkstatt, sondern über richtig große Unternehmen, die in der ersten Liga ihrer Branchen spielen und die – so sollte man meinen – über eine große und professionelle Marketingabteilung verfügen.

 

Beispiel 1: Dublin, immer wieder Dublin

Letztes Jahr war ich mit meiner Frau und Freunden über Silvester in Dublin. Das Hotel habe ich über den großen Online-Anbieter booking.com gebucht. Das hat auch alles wunderbar geklappt. Bei der Buchung habe ich zugestimmt, dass booking mir Werbe-E-Mails schicken darf. Und jetzt bekomme ich alle Nase lang Werbung für Reisen nach Dublin. Dublin hat mir wirklich sehr gut gefallen, und irgendwann fahre ich da auch noch mal hin – aber doch nicht 2 Wochen später! Ich finde es erstaunlich, dass booking.com mit der Information, dass ich nach Dublin gefahren bin, nichts Besseres anzufangen weiß, als mich wieder nach Dublin zu schicken. Warum nicht mal ein Angebot für eine andere irische Stadt? Oder vielleicht mal eine Stadt in Schottland, England oder Wales anbieten? Aber nein, keine Chance. Für Booking bin ich der Mann, der nach Dublin fährt. Und nur nach Dublin.

 

Beispiel 2: Musik liegt in der Luft

Ich mag Musik sehr und gebe viel Geld für CDs und Schallplatten aus. Und ich gehe auch sehr gerne zu Konzerten. Die Tickets dafür bestelle ich oft bei eventim.de. Ich habe mir gerade mal mein Kundenkonto angesehen, da sind gut drei Dutzend Bestellungen in den letzten Jahren zusammengekommen: Die Rolling Stones, Franz Ferdinand, Oasis, Arctic Monkeys, Scissor Sisters, The Killers. Und auch ein paar kleinere Indie-Bands wie San Cisco, The Long Blondes, Shout out louds. Und jetzt dürfen Sie raten, für welchen Künstler mir gerade eben per E-Mail Tickets angeboten wurden: Andrea Berg! Klar, das ergibt aufgrund meiner Bestellhistorie absolut Sinn. Welcher Oasis- und Rolling-Stones-Fan hört nicht gerne Andrea Berg? Die Anwort, eventim.de, wird Dich überraschen: Keiner! Bei so was platzt mir fast der Kragen – wie können die mir einfach unterstellen, ich würde Andrea Berg hören? Eventim.de hat es nicht nur geschafft, mir ein Angebot zu machen, dass mich null interessiert, sie haben mich zusätzlich auch noch verärgert. Das wird über kurz oder lang dazu führen, dass ich denen meine Werbeerlaubnis entziehe. Denn was nützten mir die E-Mails, wenn der Versender so grob meine Interessen und Wünsche, die er ja kennt, ignoriert?