Qualifiziertes Personal zu finden ist sicher eine der wichtigsten Aufgaben für Unternehmen. Denn nur mit den richtigen Leuten an der richtigen Position kann ein Betrieb langfristig erfolgreich arbeiten. Das Formulieren von Personalanzeigen ist daher eine besondere Herausforderung.

 

Mit 08/15-Personalanzeigen kommen Sie manchmal nicht weit

In Branchen, in denen hart um gutes Personal gekämpft wird, reicht es nicht mehr, in der Anzeige aufzulisten, was der Bewerber alles mitbringen muss und welche Aufgaben ihn erwarten. Machen Sie sich eines bewusst: Genauso so, wie Sie mit einer Werbeanzeige ein Produkt oder eine Dienstleistung verkaufen, so „verkaufen“ Sie mit einer Personalanzeige Ihre freie Stelle. Es schadet daher nicht, diese Anzeigen mit Marketing-Blick zu verfassen.

 

Praxisbeispiel 1: Wen suchen Sie eigentlich?

Ein Unternehmer, den ich berate, suchte händeringend eine ausgebildete Fachkraft mit 2 bis 3 Jahren Berufserfahrung. Seine Anzeige, die er in einigen Branchenportalen geschaltet hatte, brachte exakt null Bewerbungen. Im Gespräch habe ich meinen Kunden gebeten, er solle mir ganz konkret beschreiben, was der neue Mitarbeiter (bzw. die neue Mitarbeiterin) denn so alles machen soll. Er fing an zu erzählen, bis ich ihn dann unterbrach und sagte: „Eigentlich suchen Sie jemanden, der Sie persönlich entlastet, einen Stellvertreter.“ Er stutzte, überlegte, und sagte dann: „Stimmt – eigentlich ist es genau das!“

 

Kleine Änderung – große Wirkung

Wir haben die Anzeige erneut geschaltet, nur hieß die Stelle diesmal nicht „Ausgebildete Fachkraft mit Berufserfahrung (m/w)“ sondern „Stellvertretender Betriebsleiter (m/w)“. Das Ergebnis war überzeugend: Schon nach ein paar Tagen kamen mehrere sehr gute Bewerbungen rein, und wenige Wochen später war die Stelle besetzt. Erstaunlich, was so eine kleine Änderung ausmachen kann. Aber bei einer Personalanzeige ist die gesuchte Position tatsächlich genauso wichtig wie die Überschrift bei einer Werbung oder die Betreffzeile bei einer E-Mail: das lese ich zuerst und dann entschiede ich, ob ich raus bin oder weiterlese.

 

Praxisbeispiel 2: Nutzen Sie Besonderheiten Ihres Unternehmens als Aufhänger

Ein weiteres Beispiel aus der Medienbranche: In diesem Unternehmen ist es nicht entscheidend, dass alle um Punkt 8 Uhr am Schreibtisch sitzen. Wer erst um 11 Uhr kommen mag, kann das gerne tun, und geht entsprechend später nach Hause. Tatsächlich trudelt die Mehrheit der Belegschaft erst am späten Vormittag am Arbeitsplatz ein. Das führte dazu, dass Personalanzeigen mit „Langschläfer gesucht“ geschaltet wurden – mit großem Erfolg. Zum einen hob man sich mit dieser Überschrift von den anderen Anzeigen ab, zum anderen wurde dem Bewerber so der Vorteil der flexiblen Arbeitszeit kommuniziert.

 

Darauf sollten Sie bei der Formulierung von Personalanzeigen achten

Abschließend meine wichtigsten Tipps für das Texten von erfolgreichen Personalanzeigen:

  1. Nehmen Sie sich für das Texten von Personalanzeigen Zeit. Heutzutage reicht es nicht mehr, einfach nur irgendwo eine Vorlage runterzuladen und diese anzupassen.
  2. Verabschieden Sie sich von dem Gedanken „Der Bewerber will was von mir“. Schreiben Sie die Anzeige stattdessen in dem Bewusstsein, dass Sie dem Bewerber die Stelle in Ihrem Unternehmen schmackhaft machen wollen.
  3. Überlegen Sie genau – wie in dem ersten Praxisbeispiel – wen Sie eigentlich suchen und passen Sie den Jobbeschreibung entsprechend an.
  4. Beschreiben Sie Ihr Unternehmen und die zu besetzende Stelle so positiv wie möglich, bleiben Sie aber bei der Wahrheit. Sonst gibt es später böse Überraschungen.
  5. Listen Sie wirklich alle Vorteile auf, die Sie Ihrem neuen Mitarbeiter bieten können, auch wenn Sie in Ihrem Augen banal und selbstverständlich sein sollten: Jobticket, flexible Arbeitszeiten (wie in Praxisbeispiel 2) kostenlose Parkplätze, Kaffee, Obst oder Getränke, Arbeitskleidung, die gestellt wird, regelmäßige Fortbildungen und so weiter. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die entscheidend sind.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Personalsuche!