Es ist kein Geheimnis: Die werbetreibenden Unternehmen wollen unsere Daten. Sie wollen alles über uns wissen: Alter, Einkommen, Hobbies, Lieblingsfarbe und noch vieles mehr. Mit all diesen Daten wird dann die Marketing-Maschinerie gefüttert, damit diese uns mit vermeintlich passgenauen Werbebotschaften bombardieren kann. Man kann das positiv sehen: Wenn ein Reiseveranstalter weiß, dass ich gerne ans Meer fahre, dann wird er mir auch entsprechende Angebote machen, die mir gefallen könnten und mich nicht mit Urlaub auf dem Bauernhof oder Wanderungen durch die Berge langweilen. Auch wenn an dieser Sichtweise viel Wahres dran ist, so finden die meisten Menschen die Vorstellung des gläsernen Kunden eher gruselig. Und die öffentliche Diskussion rund um das Thema Datenschutz in den letzten Jahren sorgte ebenso dafür, dass wir immer weniger dazu bereit sind, unsere persönlichen Daten und Vorlieben preiszugeben (Dass es die meisten unbewusst über Systeme wie Payback und Co. dann doch bereitwillig tun, ist ein anderes Thema).
Wer nett fragt, bekommt auch eine Antwort
Es dürfte daher heutzutage nicht allzu leicht sein, einem Kunden zusätzliche persönliche Daten freiwillig zu entlocken. Einen charmanten Versuch der Datenabfrage hatte ich letzte Woche in meinem E-Mail-Postfach, und weil der mir so gut gefallen hat, möchte ich Ihnen diesen heute vorstellen.
Bis zur Unendlichkeit… und noch viel weiter!
Diese E-Mail kam vom Disneyland Paris. Ich bin in deren E-Mail-Verteiler, weil ich vor zwei Jahren meinem Patenkind eine Reise dorthin zur Kommunion geschenkt habe. Und so sah die Mail aus:
Was schon mal positiv auffällt ist der personalisierte E-Mail-Betreff. Und bei einem Unternehmen aus dem Unterhaltungssektor finde ich es auch völlig in Ordnung, dass ich mit dem Vornamen angeredet werde – bei einer Bank fände ich das komisch. Buzz Lightyear braucht also meine Unterstützung, und wie könnte ich diese dem sympathischen Space Ranger aus den „Toy Story“-Filmen verweigern? Schön finde ich auch die Formulierung „Diese Mission ist in Lichtgeschwindigkeit erledigt“, mit der man die Aussage, dass es schnell geht, zum Gesamt-Kontext passend verpackt hat. Nach dem Klick auf „Los geht’s“ komme ich auf folgenden Bildschirm:
Der Text bleibt weiterhin mit Formulierungen wie „in den Sternen steht“ und „überirdisches Erlebnis“ in der Weltraum-Terminologie und sagt doch klar aus, dass weitere Daten erfasst werden sollen, um zielgerichteter werben zu können. Und auf einmal ist das alles gar nicht mehr so schlimm und bedrohlich – zumindest wenn man Disney- oder Pixar-Fan ist, und das dürften die meisten Empfänger dieser E-Mail sein.
Tatsächlich sind die abgefragten Daten auch eher harmlos und man kann nachvollziehen, dass sie für ein zielgruppengerechtes Marketing hilfreich sein können, zum Beispiel die Anzahl der Kinder. Nach Abschluss der Umfrage (die tatsächlich in Lichtgeschwindigkeit erledigt war!) folgt dann noch der Abschluss-Screen mit Dankeschön:
Fazit: Eine gut durchdachte und stimmige Aktion
Da kann man wirklich nur sagen: Gut gemacht! Ein heikles Thema wie die Datenerhebung wurde spielerisch verpackt und charmant in eine für die Zielgruppe geeignete Form gebracht. Und wenn Sie Data-Driven-Marketing betreiben, dann sollten Sie versuchen, diese Methode zu adaptieren. Überlegen Sie, welche Form zu Ihrem Unternehmen und zu Ihrer Zielgruppe passt. Wenn Ihre Befragung sympathisch rüberkommt und Sie dabei offen kommunizieren, warum Sie diese Daten erheben wollen, dann bin ich sicher, dass sich viele Ihrer Kunden beteiligen werden.